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Ist Gott gerecht?
Ist Gott gerecht? Die Bibel sagt: „Ja, Gott ist in allem, was er denkt, plant und ausführt, vollkommen gerecht. Er ist allmächtig und gut und regiert die Welt als gerechter Richter.“ Ist Gott gerecht? Viele Menschen meinen: „Nein, wenn es den Gott der Bibel gibt, dann ist er ungerecht! Denn er ist allmächtig und lässt das Böse und das Leid in der Welt zu.“ Der Streit darüber, ob Gott gerecht ist oder nicht, hat seine Ursache: Gott und Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen darüber, was es bedeutet, dass Gott gerecht ist. Es stellen sich in diesem Zusammenhang ein paar grundlegende Fragen: Was ist eigentlich Gerechtigkeit? Wer bestimmt, was gerecht ist? Wie verhält sich die Gerechtigkeit zu Gott? Ist Gott ihr untergeordnet? Wenn Gott gerecht ist, worin zeigt sich seine Gerechtigkeit vor allen Dingen?
Zugegeben, das sind keine einfache Fragen. Aber es sind grundlegende Fragen, denen man sich früher oder später stellen muss, wenn man Gott in seinem Handeln verstehen will.
Gottes Gerechtigkeit in der Geschichte
Der Apostel Paulus musste sich seinerzeit mit den Führern des damaligen Judentums über diese Fragen auseinandersetzen. Anlass dafür war das Evangelium, welches Paulus verkündigte. Paulus behauptete im Evangelium, dass Gott seine Gerechtigkeit in und durch Jesus Christus ein für alle Mal unter Beweis gestellt habe. Gott habe durch Christus alle seine Zusagen, die er im Alten Testament gegeben habe, erfüllt. Und dass, was er durch Christus vollbracht habe, komme allen zu Gute, die Jesus Christus ihr Leben anvertrauen. Auf diese Weise würde Gott auf wunderbare Weise zeigen, dass er gerecht ist.
Die jüdischen Schriftgelehrten hielten Paulus entgegen, dass Gott, so wie er im Evangelium erscheint, ungerecht sei. Er habe im Alten Testament allen Israeliten seine Gnade zugesagt. Im Evangelium sei überhaupt nicht erkennbar, dass Gott gegenüber seinen Zusagen, die er Israel gemacht hat, treu ist.
In dem Streit beider Seiten um die Gerechtigkeit Gottes ging es um die richtige Bewertung von Gottes Handeln in der Geschichte. Gott hatte sich über Jahrhunderte hinweg in der Geschichte des Volkes Israel offenbart. Er hatte diesem Volk Zusagen gemacht, die bis in die ferne Zukunft reichten. Sie umfassen die ganze Geschichte bis zu ihrem Ende. Sie reichen bis zum Ende dieser Welt und darüber hinaus. Der Höhepunkt des Handelns Gottes in der Geschichte war, so Paulus, dass Gott sich in seinem Sohn Jesus Christus offenbart hatte. Nein, behaupteten die jüdischen Schriftgelehrten, dass könne nicht sein. Denn wie könne es sein, dass der Großteil des Volkes Israel nicht an Jesus als Retter glaubt, wenn er wirklich der Retter ist.
Auch heute sagen viele Menschen gerade mit Blick auf die Welt und die Geschichte der Völker, Gott sei ungerecht. Oder sie blicken auf ihr persönliches Leben oder das nahestehender Menschen. Sie kommen zu dem Schluss, dass Gott, wenn es ihn gibt und er allmächtig ist, er nicht gerecht sein kann. Er würde es nicht zulassen, dass es in der Welt und im persönlichen Leben Krankheit, Leid, Tod und Trauer gibt.
Ich habe in dieser Predigt ein verhältnismäßig bescheidenes Ziel: Ich möchte zeigen, dass Gottes Gerechtigkeit sich gegenüber bösen Menschen anders offenbart, als diese sich das denken. Von einem Text aus dem Römerbrief her möchte ich ein paar Grundsätze zur Gerechtigkeit Gottes ableiten.
Gott ist treu und die Menschen sind unzuverlässig
Eben dieser Paulus schreibt im Römerbrief, Kapitel 3, den Versen 1-8, Folgendes:
3,1)Was haben dann die Juden gegenüber den anderen Menschen noch für einen Vorteil? Und was ist der Nutzen der Beschneidung? 2)Nun, die Juden sind den anderen Menschen gegenüber in vielerlei Hinsicht im Vorteil. Vor allem ist es das eine, dass Gott ihnen sein Wort mit all seinen Zusagen anvertraut hat. 3)Es stimmt zwar, dass einige von ihnen Gott nicht vertraut haben. Aber kann ihr Unglaube Gottes Treue aufheben? 4)Auf keinen Fall! Was vielmehr klar werden soll, ist dies: Gott ist zuverlässig in seinem Wort, jeder Mensch hingegen treulos und lügnerisch. So steht es geschrieben: „Es soll deutlich werden, dass du, Gott, gerecht bist in dem, was du sagst. Du sollst Recht behalten, wenn dich jemand zur Rechenschaft ziehen will.“ 5)Unsere Ungerechtigkeit trägt also dazu bei, dass Gott seine Gerechtigkeit unter Beweis stellen kann. Sollen wir daraus den Schluss ziehen, dass Gott ungerecht ist, wenn er uns in seinem Zorn straft? Ich rede einmal vom menschlichen Standpunkt aus. 6)Nein, es kann nicht sein, dass Gott ungerecht ist! Wie könnte Gott sonst die Welt angemessen richten? 7)Du magst einwenden: „Wenn durch meine Untreue die Zuverlässigkeit und Treue Gottes umso deutlicher herausgestellt wird und in der Folge auch sein Ruhm vermehrt wird, dann darf er mich doch nicht noch als Sünder verurteilen!“ 8)Und überhaupt, warum nicht noch einen Schritt weiter gehen und sagen: „Tun wir doch mit Vorsatz Böses, damit umso mehr Gutes dabei herauskommt!“? Einige, die schlecht über uns reden, behaupten ja sogar, das sei es, was wir lehren. Diejenigen, die uns so etwas unterstellen, werden ihrer verdienten Bestrafung im Gericht Gottes nicht entgehen.
Gottes Gerechtigkeit und Gnade gegenüber Sündern
Was Paulus hier schreibt, betrifft zunächst einmal sein Handeln in der Geschichte, die das Volk Israel betrifft. Es lässt sich aber verallgemeinern auf Gottes Handeln in der Geschichte, die die ganze Welt und alle Menschen betrifft. In diesem Abschnitt geht es Paulus darum herauszustellen, dass Gott gerecht ist und seine Herrlichkeit als würdiger Richter der Menschen offenbart. Er ist nicht ungerecht, wenn er Juden wie andere Menschen auch für ihre Sünden richtet. Paulus macht dies an zwei Dingen deutlich: 1)In den Versen 1-4a weist er darauf hin, dass das Gericht Gottes über die Sünden der Juden nicht bedeutet, dass er die Zusagen, die er ihnen gemacht hat, ungültig geworden wären. 2)In den Versen 4b-8 macht Paulus klar, dass Gott seine Treue und Gerechtigkeit auch darin zeigt, dass er die Sünden von Juden richtet und seine Gerechtigkeit durch das Gericht auf herrliche Weise zeigt.
Wir können dies auf das Verhältnis Gottes zu allen Menschen in zwei Grundsätzen verallgemeinern: 1)Wenn Gott einige Menschen für ihre Sünden bestraft, bedeutet das nicht, dass er seine Zusage, den Menschen seine Gnade zu erweisen, rückgängig gemacht hätte. 2)Gott zeigt seine Gerechtigkeit und Herrlichkeit auch darin, dass er Menschen für ihre Sünden bestraft, obschon er ihnen gnädig sein könnte.
Paulus hält grundsätzlich daran fest, dass wir Menschen uns nicht in der Stellung befinden, Gott berechtigterweise anzuklagen. Wir sind vielmehr alle Sünder. Gott ist gegenüber uns die Freiheit, uns Gnade zu erweisen oder uns das zu geben, was wir verdient haben. Zwar hat Gott Zusagen gegeben, dass er uns gnädig sein will. Aber gegenüber einer bösen Menschheit hat Gott die Freiheit zu entscheiden, an wem er seine Zusage wahr macht und wen er unberücksichtigt lässt.
Gott sagt Sündern Gnade zu
Um die Gedankenführung von Paulus besser nachzuvollziehen, ist es hilfreich, den gelesenen Abschnitt in seinen Zusammenhang zu stellen. Paulus hat im Röm. 2,28-29 herausgestellt, dass ein wahrer Jude innerlich beschnitten ist. Demnach kann sowohl ein Jude als auch ein Nichtjude als wahrer Jude gelten, wenn er innerlich beschnitten ist. Mit der inneren Beschneidung meint Paulus so viel wie, dass ein Mensch innerlich auf Gott ausgerichtet wird. Ein Mensch, der innerlich von Gott beschnitten worden ist, glaubt seinen Zusagen und vertraut ihm sein Leben an. Er dient Gott, weil er ihn erkannt hat und liebt. Menschen, die Gott innerlich auf sich ausgerichtet hat, die gehören wirklich zu seinem Volk.
Paulus weiß, dass sich von diesem Grundsatz her die Fragen ergeben, die er selbst in 3,1 stellt. „Was haben dann die Juden gegenüber den anderen Menschen noch für einen Vorteil? Und was ist der Nutzen der Beschneidung?“ Die Antwort von Paulus auf diese Fragen lautet nicht: „Keinen!“ oder „Nichts!“. Sondern er hält daran fest, dass Juden gegenüber Nichtjuden in vielerlei Hinsicht einen Vorteil haben. Diesen Vorteil hat er auch in Kapitel 2 nie geleugnet. Er hat lediglich klar gemacht, dass dieser Vorteil nicht darin besteht, dass Juden im Gericht Gottes gegenüber Nichtjuden bevorzugt werden. Sie werden beide danach beurteilt, was sie getan haben. Den Vorteil der Juden, den er als erstes nennt und den er am größten gewichtet, ist der, dass Gott ihnen im Alten Testament sein Wort anvertraut hat. Paulus spricht wörtlich von den „Aussprüchen“ Gottes. Er meint damit das Alte Testament vor allem mit den darin enthaltenen Zusagen für Gottes Volk. Keinem anderen Volk hatte Gott sein Wort anvertraut als den Juden, den leiblichen Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob.
Die Geschichte des Volkes Israel hat gezeigt, dass einige Israeliten, und damit meint Paulus nicht wenige, dem Wort Gottes nicht geglaubt haben. Paulus fragt in Vers 3, ob ihre Untreue die Zusagen Gottes ihnen gegenüber aufhebt, und er verneint dies vehement. Denn Gott ist kein Mensch. Auch wenn Israel ihm untreu ist, bleibt Gott seinen Zusagen gegenüber treu, er erfüllt sie gewiss, und zwar an leiblichen Nachkommen Abrahams. Gott hat ihnen Gnade zugesagt, diese Zusage löst er ein.
Gott droht Sündern mit Gericht
Nur beinhaltet die Treue Gottes gegenüber sich selbst auch die Erfüllung seiner Gerichtswarnungen. Darauf kommt Paulus in Vers 4 zu sprechen. Zunächst macht Paulus den Hinweis, dass Gott allein wahrhaftig ist und alle Menschen Lügner, Treulose. Gegenüber solchen Menschen hat Gott die Freiheit, seine Zusagen und seine Warnungen so zu erfüllen, wie er es für richtig hält. Weil alle Menschen Sünder sind, einschließlich die Juden, ist Gott frei, seine Gnade und sein Gericht so zur Geltung kommen zu lassen, wie er will. Wenn er Sündern mit Gericht begegnet und nicht mit Gnade, dann kann niemand Gott einen Vorwurf machen. Um dies deutlich zu machen, zitiert Paulus aus Ps.51. Da bekennt David, der König Israels, sich schuldig vor Gott. Er hat Ehebruch begangen, und um dies zu vertuschen, gab er einen Mord am Ehemann der Frau in Auftrag. David bekennt sich schuldig und hofft dabei, dass Gott ihm die Schuld vergibt. Aber vor allem möchte David herausstellen, dass Gott ihm gegenüber im Recht ist. David bekennt, dass Gott das Recht hat, ihn, David, wegen seiner Sünde zu bestrafen. Paulus zitiert aus dem Gebet von David, Psalm 51, Vers 6: „Es soll deutlich werden, dass du, Gott, gerecht bist in dem, was du sagst. Du sollst Recht behalten, wenn dich jemand zur Rechenschaft ziehen will.“ Paulus verfolgt dasselbe Anliegen wie David. Die Juden können Gott nicht dazu verpflichten, dass er sie vor seinem Gericht verschont. Wenn sie Böses tun, können sie Gott nicht dazu verpflichten, dass er ihnen Gnade erweist. Vielmehr sollen sie anerkennen, dass Gott gerecht ist, wenn er sie für das Böse, welches sie tun, bestraft.
Gott kann Sünder begnadigen, muss er aber nicht
Allen Menschen legt Paulus die Haltung von David nahe. Wir stehen alle schuldig vor Gott da. Wenn wir da noch einen Rechtsstreit mit Gott führen wollen, so zeigt sich darin unsere innere Blindheit. Vielmehr sollten wir Gott darum bitten, dass er uns die Schuld vergibt. Diese Bitte beinhaltet die Anerkenntnis, dass Gott gerecht ist in seinem Urteil über uns. Wenn wir Gott darum bitten, dass er uns vergibt, bitten wir ihn um unverdiente Gnade. Diese Bitte kann nur dann ernst gemeint sein, wenn wir anerkennen, dass Gott gerecht ist und wir ungerecht.
Paulus sagt in Vers 5: „Unsere Ungerechtigkeit trägt also dazu bei, dass Gott seine Gerechtigkeit unter Beweis stellen kann. Sollen wir daraus den Schluss ziehen, dass Gott ungerecht ist, wenn er uns in seinem Zorn straft?“ Paulus greift hier einen Einwand einiger Juden seiner Zeit auf, den diese an ihn gerichtet haben. Er lautete etwa so: „Es ist nicht gerecht, dass Gott uns, denen er Zusagen gegeben hat, im Gericht bestraft und auf diese Weise seine Gerechtigkeit erweist.“
Paulus entgegnet darauf in Vers 6: „Nein, es kann nicht sein, dass Gott ungerecht ist! Wie könnte Gott sonst die Welt angemessen richten?“ Gott erweist sich in dem Gericht über die Sünden der Juden, denen er Zusagen gegeben hat, nicht als ungerecht sondern als gerecht. Sein Gericht erweist ihn nicht treulos gegenüber seinen Zusagen. Gott ist als Richter über die Sünde gerecht, sonst, so Paulus, könnte, sonst dürfte Gott nicht als Richter der Welt auftreten. Weil der Richter aller Menschen ist, müssen wir als Menschen annehmen, dass er gerecht ist.
Es gibt keine Gerechtigkeit über Gott
Man könnte hier als Mensch einwenden, dass die Begründung doch genau umgekehrt laufen müsste: Weil Gott gerecht ist, deshalb kann er der Richter aller Menschen sein. Paulus aber begründet nicht, dass Gott gerecht ist, sondern er setzt es voraus. Es scheint hier für den Menschen eine Grenze zu geben, über die hinaus er nicht nach der Gerechtigkeit Gottes fragen kann. Es gibt keine Gerechtigkeit, die außerhalb von Gott besteht. Es gibt keinen Gerechtigkeitsmaßstab, dem sich Gott unterwerfen müsste. Die Bibel setzt einfach voraus, dass Gott in sich selbst gerecht ist. Sie setzt voraus, dass Gott selbst der Maßstab für alles ist, was sich Gerechtigkeit nennen darf. Dies gehört zum Gottsein Gottes, dass er selbst seit Ewigkeit gerecht ist, ohne dass er sich einer Gerechtigkeitsordnung unterwerfen müsste. Alles, was Gerechtigkeit ist, leitet sich von dem ewigen Gott her, der in sich selbst unveränderlich gerecht und vollkommen ist.
Wenn wir dies verstanden haben, können wir auch nachvollziehen, was in Gottes Augen der Ausgangspunkt und das Herzstück jedweder Gerechtigkeit ist. Um uns dies vor Augen zu führen, ist es hilfreich, von der Bibel her allgemein zu bestimmen, was Gerechtigkeit in Gottes Augen ist. Gerechtigkeit, allgemein gesagt, ist in Gottes Augen, dass jemand nach dem, was richtig und gut, was herrlich und vollkommen ist, mit ganzer Kraft strebt und danach lebt. Gott sagt uns in seinem Wort, wonach wir streben sollen. Das, wonach wir streben sollen, wonach wir leben sollen, ist in Gottes Augen richtig und gut, herrlich und vollkommen.
Was in Gottes Augen die höchste Gerechtigkeit ist
Was ist in Gottes Augen dasjenige, wonach wir über allem streben sollen? Was ist in seinen Augen über alle Maßen richtig und gut, herrlich und vollkommen? Die Antwort haben wir, wenn wir in der Bibel das in Gottes Augen wichtigste Gebot finden, mit dem er sich an uns Menschen wendet. Dieses wichtigste Gebot ist das erste Gebot, wo Gott vom Menschen fordert: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“ Gott will, dass wir nur ihn als Gott anerkennen und anbeten. Denn in Gottes Augen ist er selbst das höchste Gut. Gott ist herrlich und vollkommen und gut. Dass Gott gerecht ist, besagt also vor allen Dingen eines: Er wertschätzt seine göttliche Heiligkeit und Herrlichkeit über alles. Es ist Ausdruck seiner Gerechtigkeit, wenn er gegenüber dem Menschen für seine göttliche Herrlichkeit eintritt. Er fordert die Menschen im ersten Gebot auf, seine einzigartige göttliche Herrlichkeit, die nur ihm als dem wahren Gott eigen ist, anzuerkennen. Würde Gott dieses Herzstück seiner Gerechtigkeit preisgeben, würde er es damit aufgeben, Gott zu sein. Gott aber ist ein Gott der Gerechtigkeit und Wahrheit. Er stellt das, was am Herrlichsten und Höchsten ist, in den Mittelpunkt und fordert uns auf, es zu bewundern und anzubeten. Dieses höchste Gut ist er selbst. Gott anzubeten, und zwar ihn allein anzubeten, das ist die Hauptforderung, mit der er sich an uns Menschen richtet.
Wir wollen Gott Vorschriften machen
Unsere Schuld vor Gott besteht vor allem darin, dass wir ihn nicht als Gott verehren und anbeten. Unsere Hauptschuld ist, dass wir Gottes Herrlichkeit nicht als das Wertvollste erachten. Ausdruck dieser Grundhaltung ist unser Wille zum selbstbestimmten Leben. Dies kann sich auch fromm getarnt darin äußern, dass wir Gott vorschreiben wollen, auf welche Weise er Menschen, die vor ihm schuldig geworden sind, seine Gnade erweist. Paulus hat diese Haltung bei einigen frommen Juden seiner Zeit beobachtet. Er greift diese Haltung im Römerbrief, Kapitel 3, Vers 7 mit eigenen Worten auf: „Du magst einwenden: „Wenn durch meine Untreue die Zuverlässigkeit und Treue Gottes umso deutlicher herausgestellt wird und in der Folge auch sein Ruhm vermehrt wird, dann darf er mich doch nicht noch als Sünder verurteilen!“
Paulus gibt hier den Einwand seiner Landsleute wieder, die meinen, dass sie einen Anspruch auf Gottes Gnade haben. Sie argumentieren in etwa so: „Gott hat doch durch die Geschichte mit seinem Volk Israel hindurch große Geduld an den Tag gelegt. Er hat ihnen die Sünden immer wieder vergeben, weil er ihrem Vorfahren Abraham Zusagen gemacht hatte. Durch die Sünde des Volkes konnte Gott unter Beweis stellen, dass er zu seinen Zusagen steht. An der Sünde seines Volkes konnte sich seine Treue und Gnade umso deutlicher abheben. Gott verherrlichte sich durch die Treue, die er gegenüber einem Volk von Sündern aufrechterhielt. Wenn Gott sich auf diese Weise schon verherrlichen konnte, warum verzichtet er nicht darauf, uns für unsere Sünden auch noch zu bestrafen? Das ist doch ungerecht, dass er unsere Sünden, die zu seiner Verherrlichung beitrugen, auch noch bestraft!“
Gott braucht sich uns gegenüber nicht zu rechtfertigen
Paulus antwortet hierauf nicht direkt. Er setzt aber voraus, dass niemand Gott vorschreiben kann, auf welche Weise er sich an Sündern und durch Sünder verherrlicht. Die Sache ist die: Gott könnte darauf verzichten, den betreffenden Juden, der ihm untreu geworden ist, zu bestrafen. Er könnte ihm Gnade erweisen. Aber einen Anspruch darauf hat der Jude, der sündigt, nicht. Kein Mensch kann von Gott einfordern, dass er sich für irgendetwas vor ihm rechtfertigt.
Paulus geht in Vers 8 noch einen Schritt weiter, um diese Haltung als vollkommen unangebracht zu entlarven. Er schreibt: Und überhaupt, warum nicht noch einen Schritt weiter gehen und sagen: „Tun wir doch mit Vorsatz Böses, damit umso mehr Gutes dabei herauskommt!“?
Er sagt es etwa so: „Also wenn meine Sünde Gott verherrlicht, da sie ihm Gelegenheit bietet, mich zu begnadigen, dann könnte ich ja sogar sagen: Ich sündige vorsätzlich und so viel wie möglich, damit Gott mir viel Gnade erweisen kann und seine Herrlichkeit auf größtmögliche Weise zum Ausdruck kommt.“ Paulus sagt nicht, dass dies offen von seinen jüdischen Volksgenossen gepredigt wird. Aber er sagt ihnen, dass ihr Anspruch logischerweise in diese Richtung geht. Es ist der Anspruch, aufgrund von Zusagen, die Gott den Israeliten gemacht hat, sicher vor Gottes Zorn zu sein, nur weil man äußerlich ein Jude ist.
Man kann dies auf den Anspruch der Menschen allgemein erweitern, den Anspruch, den sie gegenüber Gott erheben. Sie sehen Gott in der Verpflichtung, Gnade zu erweisen. Sie halten Gott vor, er sei ungerecht, wenn er Menschen seine Gnade vorenthalte.
Gott kannst Du vertrauen, aber Du kriegst ihn nicht in den Griff
In Wirklichkeit kann keiner von uns vor Gott einen Anspruch erheben, er sei gerecht und Gott sei ungerecht. Dies widerspricht zutiefst dem Glauben an Jesus Christus. Wer an Christus glaubt, unterwirft sich dem Urteil Gottes, dass er, der Glaubende, ein Sünder ist. Er vertraut sich auf dieser Grundlage, dass er Gott Recht gibt, der Gnade Gottes an. Er erhebt vor Gott keinerlei Anspruch auf Gnade. Sondern er bekennt, dass die Gnade, die Gott ihm erweist, ein freies und unverdientes Geschenk Gottes an ihn ist.
Die Gnade, die im Evangelium verkündet wird, kann niemandem, der sie richtig versteht, als Freibrief zur Sünde dienen. Denn wer sie im Glauben an Christus empfängt, erkennt an, dass Gott gerecht ist, wenn er Sünder bestraft. Er gibt Gott Recht in seinem Urteil über den Sünder, dass er zu keiner Gnade verpflichtet ist, sondern dem vergibt, der an Christus glaubt.
Paulus lässt ihn Vers 8 durchblicken, dass ihm von jüdischen Schriftgelehrten dieser Grundsatz unterstellt worden ist, wonach die Gnade Gottes als Freibrief zur Sünde missbraucht würde. Paulus würde ein Evangelium predigen, in dem es darum ginge: „Sündige drauf los, umso mehr verherrlichst du Gottes Gnade!“ Für Paulus ist diese Unterstellung eine Gotteslästerung. Er kündigt ihnen, die so reden, an, dass sie der gerechten Bestrafung im Gericht Gottes nicht entgehen. Hier in Vers 8 lässt Paulus etwas von dem Kampf durchblicken, den er gegen seine jüdischen Volksgenossen ausgefochten hat. In dem Streit ging es zentral um die Frage: Welche Religion verherrlicht Gott? Die jüdische oder die christliche? Welche der beiden Seiten stellt Gottes Gerechtigkeit so dar, dass sowohl seine Heiligkeit als auch seine Liebe größtmöglichen und herrlichen Ausdruck finden? Paulus legt im Römerbrief dar, dass es das Evangelium ist, in dem Gottes Gerechtigkeit als Verherrlichung Gottes verkündet wird. Denn im Evangelium kommen Gottes Gnade und seine Gerechtigkeit auf unübertreffliche Weise zusammen.
Im Evangelium wird offenbar, dass Gott gerecht ist. Seine Gerechtigkeit wird daran sichtbar, dass er unsere Sünde stellvertretend an Christus bestraft hat. Er musste wegen unserer Schuld sterben. Im Evangelium wird aber darüber hinaus offenbar, dass Gott seine Gerechtigkeit schenkt. Er spricht den gerecht, der sein Vertrauen auf Jesus Christus und seinen Tod zur Vergebung unserer Sünden setzt. Im Evangelium wird verkündet, dass Gott den, der an Christus glaubt, gerechterweise gerecht spricht. Er erweist ihm seine Gnade in der Vergebung der Sünden, ohne dass dabei seiner Gerechtigkeit irgendein Abbruch getan wird.
Ich wünsche Ihnen, dass Gottes Gerechtigkeit für sie kein Anstoß ist, sich über Gott zu ärgern. Ich wünsche Ihnen, dass sie Gottes Gnade dankbar im Vertrauen auf Jesus Christus ergreifen. Auf diese Gnade haben wir keinen Anspruch. Aber Gott hat sie denen fest zugesagt, die an Jesus glauben. Gott lässt sich in seiner Zusage ergreifen. Aber er lässt sich nicht in den Griff kriegen.